Zum ersten Mal seit fünf Jahren war ich wieder auf einer Faschingsfeier. Dreieinhalb Stunden wurde im Tanzstudio Schlegl gefeiert, drei Stunden davon war ich auf der Tanzfläche. Meinen Schrittzähler hatte ich den ganzen Tag nicht benutzt, nur zur Feier hatte ich die Uhr am Handgelenk. Knapp 11.000 Schritte waren am Ende des Abends geschafft, was sich wohl grob in ungefähr acht Kilometer umrechnen lässt. Nicht schlecht für einen dicken 46jährigen.
Dabei begann dieser Urlaubstag gar nicht mal so gut. Irgendwann nachts zwischen 3 und 4 Uhr wurde ich wach. Wenn man diversen Horrorfilmen glauben darf, ist das ja die wahre Geisterstunde. Zunächst mal dachte ich nach, ob ich vielleicht irgendetwas Wildes geträumt habe. Ich konnte mich aber nicht erinnern. Auch ein natürliches Bedürfnis lag nicht vor. Einschlafen konnte ich erstmal nicht so schnell wieder, also schaute ich mir meine Insel in Animal Crossing New Horizons mal zu ungewohnter Stunde an. Selbst in diesem Videospiel, das ja in Echtzeit abläuft, herrscht zu dieser Zeit eine besondere Stimmung und es läuft Hintergrundmusik die ich bisher noch nicht gehört hatte.
Irgendwann vormittags konnte ich mir dann doch noch ein paar Stunden Schlaf gönnen. Wie praktisch, dass ich mir diesen Tag freigenommen habe. Abends kam ich dann so langsam in Schwung und machte mich auf den Weg ins Tanzstudio. Die Franken haben ja den Ruf, das sie oft eher grummelig wären. Davon hat man an diesem Abend nichts gemerkt, jeder Besucher war in Kostüm und gut drauf. Mit meiner neuen Tanzpartnerin war ich die meiste Zeit auf der Tanzfläche. Neben dem üblichen Programm gab es an diesem Abend auch mal einen Electric Slide, den Zilltertaler Hochzeitsmarsch und Macarena. Highlight des Abends war eine Formation der Garde von Rot-Weiß-Bretogna. Schon gleich zu Beginn der Choreo hüpften die jungen Frauen einfach mal so in den Spagat. Ein Raunen ging durch den Saal, das eindeutig von den Männern kam.
Mein Kostüm war viel zu warm für diesen Abend, ich habe ordentlich geschwitzt. Nächstes Jahr gehe ich in luftigem Kostüm, eine Idee habe ich auch schon. Mit meiner Tanzdame besprach ich ja schon, welchen Kurs wir nach den Faschingsferien besuchen würden. Da kommen also noch einige Workouts auf der Tanzfläche auf mich zu.
Es war eine gute Entscheidung, am Mittwoch den Tanzkurs ausfallen zu lassen. So war ich fit für diesen Abend. So ganz nebenbei gab es auch noch etwas, was zuletzt häufiger vorgekommen ist. Man glaubt mir mein Alter nicht. Ich könne doch nicht tatsächlich schon 46 sein. Eine Dame meinte sogar, ich würde auch gar nicht so aussehen. Mein typischer Humor ist es nun, so einem Kompliment sofort zu widersprechen. Ich kann sowas nicht einfach annehmen. Meiner Meinung nach sieht man mir das Alter schon an. Muss wohl am Licht gelegen haben.