www.ben-maier.de

Das Ende

Es fasziniert mich immer wieder wenn ich erfahre, dass es Leute gibt die über ihren Tod nicht nachdenken.

Meine Großeltern und Eltern sind bereits verstorben, Freunde der Familie haben unsere Erde schon verlassen und auch von meinem Neffen musste ich mich schon verabschieden. Während meines Zivildienstes habe ich die letzten Momente im Leben einer Patientin miterlebt. Selbst war ich noch nicht in Lebensgefahr. Früher wurde erzählt, ich hätte mich als Kind übel an einem Gummibärchen verschluckt, doch daran habe ich gar keine Erinnerung mehr.

Der Tod gehört zum Leben. Egal was man macht, wie gesund man lebt, der Tod wird kommen. Unausweichlich.

 

Wann und wie ich wohl sterbe.
Das kann ich nicht wissen, doch ich habe eine Vermutung. Ein Arzt hat mich mit 30 ermahnt, dass ich keine 50 werde wenn ich meinen Lebensstil nicht ändere. Geändert habe ich nichts. Selbst als Diabetes diagnostiziert wurde, änderte ich nichts an meinem Lebensstil oder meiner ungesunden Ernährung. Mit Diabetes ist ein Organversagen sehr wahrscheinlich und durch mein Übergewicht wird es wohl das Herz sein, das den Dienst irgendwann verweigert. Als ich die Diagnose Diabetes bekam wurde auch mein Herz untersucht. Scheinbar ist alles in Ordnung. Auch die Ergebnisse meiner Untersuchung einmal im Quartal sind immer im grünen Bereich. Sollten sie wahrscheinlich gar nicht sein, aber die Medikamente scheinen ihre Wirkung nicht zu verfehlen.

Wahrscheinlich bin ich einer der Fälle, bei denen die Feuerwehr irgendwann die Tür einschlägt und meinen toten Körper findet. Ein Arzt wird dann feststellen: "Der liegt da schon seit Wochen. Den hat keiner vermisst". Klar, es würde meinen Tanzpartnerinnen und Arbeitskolleg*Innen auffallen wenn ich plötzlich nicht mehr auftauche. Doch ich zweifle sehr stark daran, dass sie irgendwas veranlassen würden. WhatsApp ist schon jetzt manchmal tagelang totenstill, seit ich aufgehört habe immer als Erster zu schreiben. Dazu müsste schon sehr viel mehr Zeit vergehen.

Ich wohne ja am Stadtrand von Nürnberg. Wenn es mir also sehr schlecht gehen und ich einen Notruf absetzen würde, bräuchte ein Rettungswagen wohl einfach zu lange um zu mir zu kommen. Selbst mit Licht- und Tonsignal bräuchte man vom Südklinikum locker 15 Minuten bis zu meiner Wohnungstür. Im Ernstfall ist es da schon zu spät. Lieber versterbe ich, als dass mich das Schicksal so hart trifft wie meine Julia oder meine Mutter.

Mein Wunsch wäre es ja, einfach einzuschlafen und nicht mehr aufzuwachen. Bei meinem Glück bekomme ich den Herzinfarkt aber in der vollen U-Bahn und muss am Ende noch Jemandem dankbar sein dass er oder sie mein Leben gerettet hat. Ich wäre nicht dankbar.

 

Todessehnsucht
Selbstmordgefährdet bin ich nicht, dass hat sogar ein Psychologe mal festgestellt. Todessehnsucht ist mir allerdings nicht fremd. Würde heute der Gevatter an mein Bett kommen, würde ich ihn fragen wo er denn so lange geblieben ist.

Es gab mehrere Begebenheiten, bei denen ich gerne das Schicksal übernommen hätte. Lieber wäre ich gegangen, statt meines Neffen oder meiner Mutter. Auch Julias Schicksal hätte ich übernommen, wenn sie dafür ein langes, glückliches Leben gehabt hätte. Manchmal ist das auch bei Prominenten so, wie z. B. Kobe Bryant. Er hatte Freunde, Familie und Millionen Fans weltweit. Hätte es mich erwischt und nicht ihn, wären weitaus weniger Leute traurig. Der Tod macht aber keine Deals.

Ich habe keine Angst vor dem Tod, nur vorm Sterben.

 

Der letzte Wille
Ein Testament gibt es nicht, das ist ja auch nicht wirklich notwendig. Wenn ich diese Welt verlasse soll meine Schwester all mein Eigentum übernehmen. Sie kann es dann behalten oder zu Geld machen. Eine dicke Lebensversicherung habe ich nicht, die Bestattungskosten sind gedeckt. Eventuell regele ich all das auch schon zu Lebzeiten, denn ich habe meine ganz eigenen Vorstellungen, wie ich die letzte Reise antrete. Bestattungsunternehmen spielen gerne mit dem Gewissen der Hinterbliebenen, das will ich meiner Schwester ersparen.

Packt meinen toten Körper in irgendeine Holzkiste. Das billigste Model dass es gibt. Hier muss man kein Geld ausgeben, denn meine sterblichen Überreste sollen sowieso eingeäschert werden. Die Asche soll dann in eine ganz einfache Urne gepackt und in einem anonymen Massengrab bestattet werden. Mir muss kein Denkmal gesetzt werden, das tue ich ja mit dieser Website schon zu Lebzeiten selbst.

 

Ruhe in Frieden? Wahrscheinlich nicht.
Es ist so ein Standardspruch wenn Jemand gestorben ist. Bei mir kann man sich das sparen. Natürlich kann ich nicht wissen, was mich nach dem physischen Tod erwartet. Religiös bin ich ja bekanntlich nicht, ich werde aber ein paar religiöse Begriffe im Folgenden nutzen, der Einfachheit halber.

Mein Körper hat also seine ewige Ruhe gefunden, doch mit meiner Seele sieht es da anders aus. Zeit meines Lebens ist zu viel geschehen, als dass sich alles in Wohlgefallen auflöst. Meine Seele wird hier noch Einiges zu erledigen haben. Meine Familie werde ich wissen lassen, dass es mir gut geht. Sie sollen Kerzen anzünden, ich werde dann mit der Flamme spielen.

Andere Personen kommen nicht so leicht davon. Würde ich jetzt zu Lebzeiten irgendetwas tun, müsste ich mit Konsequenzen rechnen. Es fühlen sich ja schon Leute bedroht, wenn ich Fakten wiedergebe. Es wird mit kleinen Sachen losgehen, auf dass die Person an sich zweifelt. Dann fängt das Flüstern an. Langsam aber sicher werde ich meine auserwählte Person in den Wahnsinn treiben. Egal wie viele Gebete gesprochen werden, wie oft das Haus gesegnet wird, wie viel Weihwaser verspritzt wird. Ich gebe keine Ruhe.

Denkst Du jetzt, dass das Dich betreffen könnte? Dann lass uns doch mal darüber reden.


<-- zurück |

Story of my Life

Home


Datenschutzerklärung