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DJ Skirtman

Am 20.01.2006 war ich zum ersten Mal im Tanzstudio Schlegl. Während ich meinen Anfängerkurs in Saal 3 besuchte, lief im großen Saal die wöchentliche Übungsparty. Nach dem Kurs blieb ich noch ein wenig und sah mir das Spektakel an. Andere Kursteilnehmer blieben auch noch. Erst zögerten wir ein wenig, trauten uns dann aber doch unters tanzende Volk.

In einer Ecke war das DJ Pult. Von dort wurde also die Musik abgespielt und scheinbar auch die Lichter gesteuert. Diese hatten es mir sofort angetan. Da hing locker ein fünfstelliger Betrag unter der Decke. Scheinwerfer, Spiegelkugeln, Spotlights, Spiegelreflektoren, LEDs und was nicht alles. Ein schönes Spielzeug. Der gute Vorsatz war gefasst, irgendwann werde ich all das mal steuern und wenn es wirklich nur einmal ist.

Erstmal widmete ich aber meinen Fähigkeiten auf der Tanzfläche und verbesserte diese immer mehr. Alle Ränge und Abzeichen die es zu holen gab holte ich mir innerhalb von zweieinhalb Jahren. Mein Talent betraf nicht nur meine eigenen Schritte und Figuren, sondern eben auch die Führung meiner Tanzpartnerin.

Meine Fähigkeiten waren es dann, die mir meinen Traum erfüllten. Wenn auch über einen kleinen Umweg.

Mein Arbeitgeber hat seine eigene Sportgemeinschaft. Im Jahr 2010 trat ich bei, denn es wurde ein Tanzkurs angeboten. Da wollte ich dabei sein und bin es bis heute. Immer mal wieder steuerte ich Musik zum Kurs bei und das kam auch immer gut an. Irgendwann überließ mir der Kursleiter die Auswahl der Tanzmusik komplett. Von da aus ging es weiter, ich wurde zu seinem Vertreter. Plötzlich hatte ich einen Tanzkurs zu leiten. Glücklicherweise hatte ich im Tanzstudio Schlegl schon genug Erfahrung mit dem Discofox gesammelt, sodass das kein Problem war. In manchen Bereichen des Lebens bin ich zu schüchtern, doch vor Publikum zu sprechen ist für mich kein Problem. Auch das Vortanzen macht mir nichts aus, obwohl ich da sicher sein kann, dass mir wirklich alle auf die Füße schauen. Ist ja auch Sinn der Sache.

Nun war ich also Tanzlehrer und DJ in einer Person. Für eine Stunde pro Woche war ich Führungskraft. Mehr muss auch nicht sein.

Die Bezeichnung DJ habe ich mir nicht selbst verliehen. Das waren andere, sowohl im firmeninternen Tanzkurs, als auch später im Tanzstudio. Ich spiele ja nur einen Song nach dem anderen ab, ohne zu mischen, ohne Übergänge oder sonstiges. Da kann man schon mal die Frage stellen, ob man dann überhaupt "ein echter DJ" ist. Das darf jeder selber entscheiden. Da ich gerne Röcke trage bin ich ja auch "kein echter Mann". So war mein Künstlername schnell gefunden, einfach die beiden unechten Dinge zusammenfügen. DJ Skirtman.

Der Tanzkurs lief gut, mit der Doppelbelastung kam ich gut zurecht. Mit der Zeit wurde jedoch der Wunsch immer lauter, auch mal außerhalb der Firmenzentrale tanzen zu gehen. Da fiel mir natürlich sofort das Tanzstudio meines Vertrauens ein. Die wöchentliche Tanzparty wäre aber nicht der richtige Rahmen, schließlich widmeten wir uns im Kurs zu dieser Zeit fast ausschließlich dem Discofox. Eine andere Lösung musste gefunden werden und ich fand sie. In den Osterferien 2012 fanden die Tanzpartys statt, aber die Kurse hatten Pause. Der Tanzsaal 3 wäre also frei. Da könnten wir doch dann rein.

Im Tanzstudio war man von diesem Vorschlag erst nicht so richtig begeistert, man müsse dann ja noch einen DJ und Tanzlehrer vor Ort haben. Mein Grinsen muss extrem breit gewesen sein als ich davon erzählte, dass ich genau das schon seit über einem Jahr mache. Die Chefin vertraute mir und stimmte zu. Die Tanzparty in Saal 1 würde ganz normal laufen und ich könnte in Saal 3 mein Ding durchziehen. Ein Tanzlehrer zeigte mir die Software für die Musik und die verschiedenen Steuerungen für die Beleuchtung. Ich war bereit und konnte es kaum erwarten.

Im April 2012 war es dann soweit. Mein erster Gig als DJ und Tanzlehrer im Tanzstudio Schlegl. Meine Playlist für diesen Abend, bestehend nur aus Liedern zu denen man Discofox tanzen kann, war schnell geschrieben. Bis heute schreibe ich vor jedem Gig eine komplette Playlist in Form einer Excel-Datei. So kann ich sicher sein, dass ich keinen Tanz vergesse und habe auch ein Auge darauf, ob ich einen Song vielleicht schon zu oft gespielt habe. Während des Gigs mache ich mir manchmal auch Notizen wie gut der Song ankommt. So manches Lied wurde tatsächlich nur einmal und dann nie wieder gespielt.

Die Technik war nicht gerade kompliziert, doch ich war dennoch unglaublich nervös. Schon das Mittagessen habe ich an diesem Tag nicht vertragen. Ich ging früher von der Arbeit nach Hause und schlief noch ein paar Stunden. Doch es wurde nicht besser. Absagen war keine Option mehr, die Kolleg*Innen aus dem Tanzkurs verlassen sich schließlich auf mich und das Tanzstudio würde mir so eine Möglichkeit nicht nochmal geben.

Knapp eine Stunde bevor es losgehen würde war ich schon vor Ort. Ich teste die Musikanlage und die verschiedenen Beleuchtungselemente. Mit jedem erfolgreichen Test wurde ich zuversichtlicher und es ging mir immer besser. Um 21 Uhr ging es dann los. Zweieinhalb Stunden Discofox. Die Musik unterbrach ich immer mal wieder um Figuren zu wiederholen die wir im Tanzkurs hatten und gleich zwei neue Figuren zu lehren. Die Musik zum Üben etwas verlangsamen, die Partylichter durch das Kurslicht ersetzen und anderen Paaren dabei zuschauen, wie sie das eben von mir Gelernte einüben. Einer der wenigen Momente in denen ich wirklich stolz auf mich war. Dann die Musik wieder etwas schneller stellen, das Kurslicht langsam herunterfahren und gleichzeitig die Partybeleuchtung hochfahren.

Ich war ganz und gar in meinem Element und ziemlich stolz auf mich. Dass man von mir Tanzschritte und Figuren lernen würde, hätte ich mir auch nicht gedacht. Der Abend war ein voller Erfolg, es hat alles funktioniert wie es sollte und "meine" Tänzer*Innen hatten einen schönen Abend. Sogar von der Tanzparty in Saal 1 kamen immer mal wieder Paare rüber zu mir. Meine Musikauswahl hatte sie angezogen, das habe ich mehr als einmal zu hören bekommen.

Durch dieses Erfolgserlebnis war ich mehr als motiviert. Den kleinen Saal 3 und auch Saal Nr. 2 hatte ich in den nächsten Jahren mehrere Male gefüllt, sowohl mit Kolleg*Innen als auch für das Tanzstudio, z. B. bei Motto-Partys. Mein Ziel verlor ich aber nicht aus den Augen, ich wollte den großen Saal, die Nr. 1. Einer der bereits etablierten DJs war zu einem Freund geworden. Im Sommer 2014 hatte er einen Gig und ich war oben auf der Kanzel mit ihm. Ich sah ihm zu und lernte. Die Software für die Musik kannte ich ja schon, die Steuerung der Lichter war etwas anders. Plötzlich stand meinem Meister der Sinn nach einer Zigarette. Da stand ich nun, die Party musste weitergehen und ich war dafür verantwortlich. Ich hatte gar nicht erst die Zeit um irgendwie nervös zu werden oder Panik zu schieben.

Zum ersten Mal ertönte also meine Stimme über die massiven Lautsprecher um den nächsten Tanz anzusagen. Play drücken, Regler hoch und an der Lichtsteuerung herumspielen. Wenn die Lichter eingestellt sind ist es Zeit das nächste Lied herauszusuchen. Über den Kopfhörer kann ich das Lied vorab schonmal anhören und das Tempo einstellen. Dann zurück auf Anfang und warten bis das aktuelle Lied zu Ende ist. Regler runter, Mikro hoch, Ansage machen, Regler 2 hoch, Lichter einstellen. Auch wenn es nur etwa eine Viertelstunde war, aber ich hatte es geschafft. Saal 1 unter meiner Kontrolle, in meiner Verantwortung.

Jetzt wollte ich es wissen. Eine ganze Tanzparty, von Anfang bis Ende. Nur ich, Niemand sonst. Eine Bewerbung musste ich nicht schreiben, nur die Chefin darauf ansprechen. Schon im Dienstplan für den Herbst 2014 wurde ich berücksichtigt. Im November war es soweit. Tanzsaal Nr. 1 gehörte mir. Die Playlist war wie immer schon geschrieben und ich hatte einige Ideen für die Steuerung der Beleuchtung. Wieder einmal war ich extrem nervös, doch ich ließ es mir nicht anmerken. Wie im Flug vergingen die zweieinhalb Stunden. Zum Abschluss des Abends spielte ich noch einen Electric Slide ein. Es waren noch so viele Paare auf der Fläche und die Garderobe war nicht groß genug für alle. Damals war das noch ziemlich umstritten, inzwischen ist das etabliert und ich habe sicherlich meinen Teil dazu beigetragen.

Seit 2015 bin ich einer der etablierten DJs im Tanzstudio Schlegl. Am Ende des Abends, wenn die Lichter wieder hochgefahren werden, gibt es Applaus von den Tänzern. Beim letzten Lied des Abends habe ich im Durchschnitt 25 Paare auf der Fläche, der Rekord liegt bei 32. Das ist für mich das Erfolgserlebnis, keiner ist früher gegangen. Der Electric Slide am Ende ist auch immer dann gegeben, wenn ich mehr Paare auf der Fläche habe als die Garderobe aufnehmen kann. Also immer. Grundsätzlich überziehe ich ein paar Minuten, gebe der zahlenden Kundschaft also ein wenig mehr. Auf den Tanzpartys wird auch Bachata gespielt, damit habe ich angefangen und seit ein paar Monaten ist auch immer wieder der Paso Doble in meiner Playlist. Es gibt ein paar Tanzpaare die ihn gerne tanzen. Wenn ich diese Paare sehe, ist der Paso auf jeden Fall auf der Playlist. Bei einigen Paaren weiß ich inzwischen auch schon, mit welchem Lied ich ihnen eine Freude machen kann. Obwohl ich vorab schon immer eine Playlist schreibe, habe ich mich in all den Jahren noch nie komplett an die Liste gehalten.

Meine Gigs als DJ waren immer wieder Erfolgserlebnisse für mich, daher werde ich das weitermachen, so lange sie mich lassen. Neben meinen regulären Gigs bin ich auch immer gerne bereit kurzfristig als Vertretung einzuspringen. So kam es schon öfter vor dass ich mehrmals hintereinander dran war, einmal sogar vier Wochen in Folge. Ich erarbeitete mir einen gewissen Ruf, der dazu führte dass ich auch außerhalb des Tanzstudios als DJ gefragt war.

Zwei große Geburtstagsfeiern gab ich als DJ. Beide waren in Fürth, in verschiedenen Locations und für verschiedene Personen. Bei beiden Feiern hätte mir eine Playlist nicht viel gebracht, es war ja keine Tanzveranstaltung. Trotz weniger Vorbereitung hatte ich beide Male ein Erfolgserlebnis. Die zweite Feier gab mir die Chance zu einem neuen Rekord, über zehn Stunden war ich auf den Beinen. Egal ob jung oder alt, alle hatten ihren Spaß und ich war mehr als zufrieden mit mir.

Als DJ hatte ich mich zu diesem Zeitpunkt bewiesen und immer wieder Erfolgserlebnisse gehabt. Mit dieser Sicherheit im Rücken wagte ich den nächsten Schritt. DJ war ich schon, jetzt war die Zeit für den Skirtman gekommen. Tatsächlich dauerte es so lange, bis ich mich im Rock ins Tanzstudio gewagt hatte. Von diesem Zeitpunkt an gab es aber kein Zurück mehr. Vielleicht wird man sich meinen Namen nicht merken, ich sage ihn auch nicht jedes Mal durch. Dass da so ein Typ herumläuft der einen Rock trägt, das fällt natürlich schon auf.

Mein Dank gilt hier auch dem Tanzstudio Schlegl, weil sie eben einen Platz für einen Verrückten wie mich haben. Gut, dass es keinen Dresscode gibt.

In diesem Sinne: Ich kann es nur Jedem empfehlen, mal im langen, schwingenden Rock den Wiener Walzer zu tanzen.

Zu meinen persönlichen Highlights als DJ gehören die beiden Hochzeiten, die ich als DJ beschallen durfte. Beide in einem wunderschönen Saal hier in meiner Nachbarschaft.

Einmal war es die Hochzeit meiner besten Freundin. Das Brautpaar mietete die Anlage, ich musste mich nur noch anstöpseln und loslegen. Für das Menü ließ ich angenehme Musik leise im Hintergrund laufen, nach dem Essen kamen die Hits. Das Brautpaar tanzte den Hochzeitswalzer und sogar der Zeitplan für den ganzen Abend wurde eingehalten.

Die zweite Hochzeit hatte kein zeitliches Limit und war mindestens genauso schön. Jetzt habe ich eine Braut den Macarena tanzen sehen. Sogar an Limbo haben sich einige Gäste versucht. Weit nach 2 Uhr nachts ertönten dann die üblichen Rausschmeißer.

In beiden Fällen war ich enorm stolz für all das Vertrauen schon vorab. Beide Brautpaare waren mit mir sehr zufrieden, was mir ungemein viel bedeutet. So ein wichtiges Ereignis und ich habe meinen Teil dazu beigetragen. Bestimmt habe ich mich irgendwo auf den Hochzeitsfotos eingeschlichen und mir somit ein Denkmal gesetzt.

Auf meinen Weg als DJ Skirtman bin ich mehr als stolz. Ich hatte einen Traum, habe darauf hingearbeitet dass er sich erfüllt, bin richtig gut dabei und habe immer wieder Erfolgserlebnisse. Dabei wollte ich doch eigentlich nur einmal mit den bunten Lichtern spielen.


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