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5-Finger-Rabatt

"Alle Jungs klauen!"
Eine grobe Verallgemeinerung, bei mir stimmte sie jedoch.

An dieser Stelle muss ich nochmal zurückgehen, zu meiner Zeit in der Grundschule. Gerade in der vierten Klasse war viel los. Verkehrsprüfung und Kommunion, wie im letzten Kapitel schon beschrieben. Damals ging es dann auch damit los, dass ich mir unrechtlich Dinge angeeignet habe. Taschengeld habe ich nicht regelmäßig bekommen und es gab so viele Dinge die ich wollte, mir aber nicht leisten konnte. Vielleicht würde es ja auch eine andere Methode geben.

Damals war ich ja noch sehr schlank, richtiggehend dürr. Bestimmt würde es auffallen, wenn ich mir irgendwas in die Taschen stopfe. Das fiel also aus. Tatsächlich dachte ich mir eine Methode aus, die dann auch zum Erfolg führen sollte. Diese Methode gebe ich hier natürlich nicht weiter, ich will ja Niemanden zum Nachmachen anstiften. Letzten Endes wurde ich ja auch erwischt, es war also nur ein zeitlich begrenzter Erfolg.

Schon in den späten 80ern war es üblich dass man sich eine Cartoon-Serie im Fernsehen ansehen und die dazugehörigen Spielzeuge im Laden kaufen konnte. Ich war damals großer Fan von MASK. Dabei ging es um eine Gruppe von Geheimagenten mit speziellen Masken, deren Laser verschiedene Fähigkeiten hatten. Zudem hatten sie besondere Fahrzeuge, die sich verwandeln konnten. Beispielsweise wurde ein Auto zum kleinen Jet, ein Motorrad zum Helikopter und ein SUV zum Motorboot. Heutzutage kann man sich die Serie übrigens auf Amazon Prime ansehen. Die Verpackungen der Spielzeuge waren im Durchschnitt ungefähr so groß wie ein Schuhkarton.

Denke ich heute daran zurück, so wird mir klar, dass es mir beim Klauen nicht nur um die Befriedigung der Gier ging. Das halbe Kinderzimmer war nicht sonderlich groß, da würde doch sicher schon ein solches Spielzeug auffallen. Scheinbar fiel es aber nicht auf, also musste noch eines her. Irgendwann war das Dutzend voll. Noch immer schien es nicht aufzufallen, meine Eltern sagten nichts. Wie ich die Verpackungen entsorgt habe weiß ich heute schon gar nicht mehr.

Vielleicht wurde ich unvorsichtig, vielleicht wollte ich aber auch einfach erwischt werden. So jedenfalls ist es dann geschehen. Ein Ladendetektiv griff mich auf und brachte mich ins Büro. Meine Eltern wurden angerufen und ich nach Hause geschickt. Auf dem Heimweg setzte ich mich auf eine Bank und ließ meinen Tränen freien Lauf. Ich hatte keine Angst vor einer Strafe, zu keinem Zeitpunkt. Eine Frau bemerkte mich, setzte sich zu mir und sprach mit mir. Sie bot sogar an, mich nach Hause zu begleiten, was ich aber ablehnte. Daheim erwartete mich nur Stille. Mein Vater wusste nicht so recht damit umzugehen, meine Mutter war noch bei der Arbeit. Erst spät am Abend kam sie nach Hause. Doch mein Halbzimmer war nicht der erste Anlaufpunkt.

Es wurde herumtelefoniert, scheinbar mit den Eltern von Schulfreunden. Irgendwann hatte man wohl alle durch, dann kam man zu mir und es gab eine Standpauke. Meine Schwester, die ja im selben Zimmer schlief, bekam das natürlich auch mit. Vielleicht hielten sich die Eltern auch ihretwegen zurück. Am Ende gab man sich wohl damit zufrieden, dass ein ganz bestimmter Schüler wohl schlechten Einfluss auf mich hatte und ich so auf die Idee kam zu stehlen. Die gestohlenen Gegenstände wurden dem Kaufhaus zurückgegeben, ich hatte dadurch keine Vorteile und auch keine Nachteile.

So mancher Schufreund hat mich damals beneidet. Ich konnte so einen Mist bauen und es schien keinerlei Konsequenzen zu haben. Das klingt vielleicht auch nach den idealen, coolen Eltern. Für mich war es aber ein Problem. Durch schulische Leistungen oder Misserfolge bekam ich keine Aufmerksamkeit und nun nichtmal durch Diebstähle. Wenn man kein Einzelkind ist, hat man ja oft ein Problem damit nicht genug Aufmerksamkeit von den Eltern zu bekommen. Mein Problem war aber nicht zu wenig, sondern das komplette Fehlen jeglicher Aufmerksamkeit.

Heutzutage kann ich doch mit etwas Stolz zurückblicken. Diese Ausgangssituation hätte auch leicht auf die schiefe Bahn führen können. Das ist nicht geschehen, aus mir wurde dann doch ein ganz anständiger Kerl.

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