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Schulzeit

Am 17. September 1985 hatte ich meinen ersten Schultag, dabei ist dieses Bild entstanden. Mit Schleifchen um den Hals und weißen Socken in schwarzen Sandalen. Ich hatte keine Chance.

Vor einigen Jahren wurde ich von einem damaligen Schulkameraden gefunden. Er erzählte immer wieder von gemeinsamen Erinnerungen, an die ich mich allerdings nicht mehr erinnern konnte. Irgendetwas hat mein Kopf da wohl ausgeblendet. Dabei war ich zumindest in der Grundschule noch ganz gut dabei und auch nicht unbedingt ein Außenseiter.

Zu meinen Stärken und damit Lieblingsfächern zählten Deutsch, Mathematik und später dann Englisch. Nicht so besonders stark war ich damals in Heimat- und Sachkunde, Religion und Sport. An dieser Einteilung hat sich bis heute nichts geändert. Manche Dinge lagen mir einfach besonders gut, für andere hätte ich halt etwas mehr lernen müssen. Das widerum lag mir so gar nicht.

In den Pausen spielten die Jungs meistens Fußball, eine Sportart die mich bis heute nicht sonderlich interessiert. Selbst vom 1. FC Nürnberg könnte ich keine fünf Spieler nennen. Hin und wieder machte ich doch mit und wurde ins Tor gestellt. Den einen oder anderen Ball, immerhin kein Lederball, habe ich dann eben auch mal mit dem Gesicht gehalten. Die Mädchen spielten Fangen oder Verstecken. Bei den Jungs wollte ich nicht unbedingt mitspielen und die Mädchen ließen mich nicht. So manche Pause verbrachte ich also auch allein in irgendeiner Ecke und ließ mir mein Pausenbrot schmecken. Das war mir sogar ganz recht, immerhin war das ja fast so etwas wie Privatsphäre.

Mit Rowdys oder Bullies hatte ich in meiner ganzen Schulzeit keine Probleme, sie ließen mich in Ruhe oder fanden es sogar ganz amüsant dass ich immer irgendeinen flotten Spruch auf Lager hatte. Ich war damals ja auch spindeldürr, ein "Grischberla" wie die Franken sagen. Man hätte also nicht stolz darauf sein können so einen Schwächling zu verkloppen. Pausengeld hatte ich nie dabei, da war also auch nichts zu holen.

Die Volks- und Hochschule Insel Schütt in Nürnberg. Es gibt Erfolgsgeschichten zu erzählen aber auch von Niederlagen zu berichten.

So lernte ich erst in der vierten Klasse das Fahrradfahren, als nämlich die Verkehrsprüfung anstand. Mit etwas Zeitdruck lernte ich also das Fahren und bestand sogar die Prüfung. Noch im selben Jahr brach ich mir den linken Arm, bei einem Sturz vom Fahrrad. Bis heute hat sich daraus keine Leidenschaft entwickelt. So bin ich denen, die gerne radeln, wenigstens nicht im Weg. In meiner Kindheit hatte ich als Fußgänger einen Zusammenstoß mit einem Radfahrer, der abseits des Radwegs fuhr und der mich mehrere Milchzähne gekostet hat. Daher stehe ich den Radlern eher skeptisch gegenüber.

Obwohl sehr schlank, war ich nicht gerade sportlich. Einen Sportlehrer brachte ich zur Verzweiflung bei den Bundesjugendspielen, einem jährlichen Wettbewerb in diversen Disziplinen der Leichtathletik. Darauf hatte ich überhaupt keine Lust, doch man konnte sich die Teilnahme nicht aussuchen. Bei Läufen kam ich absichtlich als Letzter ins Ziel, bei anderen Sachen habe ich ganz bewusst übertreten. Das hat jeder sofort gemerkt und ein Lehrer verlor eben fast mal die Nerven. Am Ende stand also fest, dass alle anderen Schüler*Innen sportlicher sind als ich. Ehrgeizig war ich auf diesem Gebiet nicht, mit dieser Erkenntnis konnte ich hervorragend leben.

Hätte man dem kleinen Benny damals gesagt dass er mal ein ziemlicher guter Tänzer werden würde, das hätte der nie geglaubt.

Während der Zeit in der Grundschule, also den ersten vier Jahren, hatte ich auch einen ersten Schwarm. Bestimmt habe ich mir irgendwie anmerken lassen, dass mir diese Mitschülerin gefällt. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich je irgendwelche Versuche unternommen habe. Eines Tages kam sie auf mich zu und fragte mich, ob ich sie nicht nach der Schule nach Hause begleiten wolle. Natürlich wollte ich und habe sie begleitet. Doch selbst in dieser Situation habe ich nichts auf die Reihe bekommen. Sie war bestimmt enttäuscht. Damals hätte ich auch nicht gedacht, dass diese kleine Situation sozusagen eine Vorschau auf mein ganzes Leben im Bezug auf das Schöne Geschlecht wäre.

Während der Zeit an der Grundschule hatte ich ein ganz besonderes Erfolgserlebnis. Eines Tages rief die Rektorin meine Eltern und mich zur Sprechstunde. Meine Eltern wollten mir nicht glauben, dass ich nichts angestellt habe. In der Sprechstunde erklärte die Rektorin dann, dass sie die besten Arbeiten in einem ganz speziellen Ordner für alle Zeit aufbewahren würde. Ein Aufsatz von mir war so gut, dass er es in diesen Ordner geschafft hat. Vielleicht gibt es diesen Ordner ja sogar noch heute. Eine Belohnung gab es für mein Meisterwerk leider nicht, zu diesem Zeitpunkt hatte ich das auch schon gar nicht mehr erwartet.

In der vierten Klasse stand die Kommunion an, eine religiöse Geschichte, deren Sinn ich nicht verstanden habe. Auch die Bedeutung der religiösen Feiertage kenne ich nicht in allen Fällen, bis heute. Ich gehöre keiner Religion an, außer man erkennt "Legend of Zelda" an. Zu den Göttinnen aus dieser Videospiel-Reihe würde ich beten. Din, Farore und Nayru.

Meine Eltern überredeten mich dazu mit dem Argument, dass es da schließlich auch Geschenke gäbe. Das zieht natürlich. Vor der Kommunion musste ich nun regelmäßig jeden Sonntag in den Gottesdienst und in einer Form von Religionsunterricht. Das war mir überhaupt nicht Recht und hat mich sogar noch weiter von jeglichem Glauben entfernt.

Am 08.05.1988 war dann der große Tag gekommen. An diesem Tag habe ich meinen ersten Anzug getragen, was mir auch nicht sonderlich gefiel. Die meiste Zeit hatte ich aber das religiöse Gewand an. Wenn man das Bild so sieht, ist das schon ein deutliches Bekenntnis zur Religion, dass ich so gar nicht abgeben wollte. Am Vormittag gab es den großen Gottesdienst und ich bekam die Hostie. Vorab hatte ich mich schon gefragt, ob ich auch einen Schluck Wein bekommen würde, das Blut Christi. Nein, bekam ich nicht.

In der Kirche war ich komplett abgelenkt von meinen Mitschülern. Die Jungs waren alle so herausgeputzt, das hatte ich noch nie gesehen. Die Mädchen trugen alle weiße Kleider, manche haben ausgesehen wie eine kleine Braut. So auch mein Schwarm. Ich konnte gar nicht oft genug zu ihr rüberschauen, es gibt sogar ein Foto davon. Das kann ich hier natürlich leider nicht hochladen.

Nach dem Gottesdienst stand der Fototermin wie beim Klassenfoto an. Für mich folgte darauf eine Familienfeier. Es ging in ein italienisches Restaurant und ich ließ mir die Spaghetti schmecken während ich auf die Geschenke wartete, die mir ja schon lange versprochen worden sind. Nach dem Essen gingen wir nach Hause. Freunde und Mitglieder der Familie verabschiedeten sich nach und nach und drückten dabei meinen Eltern einen Umschlag in die Hand. Meine Stimmung kippte.

In den Umschlägen war Geld. Dieses Geld, immerhin deutlich über 1.000,00 Deutsche Mark, wurde am nächsten Tag auf mein Sparbuch eingezahlt. Das ist ja alles ganz schön und gut, doch wo waren die Geschenke? Mit meinen neun Jahren hat es mich überhaupt nicht interessiert was auf meinem Sparbuch los ist. Für all die Gottesdienste, für all den Aufwand hätte ich gerne irgendwas in der Hand gehabt. Hatte ich aber nicht. Das Geld auf dem Sparbuch war auch bald wieder weg. Dazu in einem anderen Kapitel mehr.


Ab September 1991 besuchte ich dann die Städtische Wirtschaftsschule in Nürnberg. Zum Gymnasium hat es nie gereicht, das wurde schon früh klar. In dieser Schule kamen dann neue Fächer dazu wie Stenographie, Maschinenschreiben und Datenverarbeitung. War ich zuvor noch richtig gut in Mathematik, selbst als Geometrie dazu kam, so ging es nun mit Algebra steil bergab. Das wollte mir einfach nicht ins Hirn und ich konnte mir nicht ausmalen wofür ich das mal im späteren Leben brauchen würde. Bis heute habe ich Algebra nicht gebraucht und auch Steno ist inzwischen komplett ausgestorben.

Immerhin nahm ich aber die Fähigkeit mit, mit allen zehn Fingern schnell auf einer Tastatur zu schreiben. Anfangs war ich dabei überhaupt nicht gut, selbst als mir meine Eltern eine alte Schreibmaschine zum Üben besorgt haben. Meine Mutter nahm sich dann jeden Tag eine halbe Stunde und übte mit mir. Tatsächlich hat das was gebracht und ich kam innerhalb eines Schuljahres von einer glatten 6 zu einer 1. Ein praktisches Beispiel für das, was ich mit ein bisschen Unterstützung alles erreichen kann. Kaum hatte ich aber die beste Note wurde die Unterstützung wieder eingestellt.

Vor der siebten Klasse musste ich wählen. Wirtschafts- oder Mathematik-Zweig. Diese Wahl war sehr einfach und sehr schnell getroffen.

Es sollte der Wirtschaftszweig werden, der mir BWL, VWL und Rechnungswesen bescherte. Hier verbrachte ich keine Heldentaten, in allen Fächern stand ich immer auf der 4. Mit allen Lernfächern hatte ich es nicht so, die besten Noten hatte ich nach wie vor in Deutsch und Englisch. Ein gewisses Sprachtalent schien also vorhanden und in den Lernfächern hätte ich halt mehr tun sollen. Dazu fehlte aber die Motivation.

Wenn ich in einer Schulaufgabe eine 6 schrieb, hieß es von den Eltern nur: "Mach mal mehr".
Bei einer 1 hieß es im Gegenzug nur: "Ja, gut gemacht".
Es gab keine großen Reaktionen, egal ob es nun richtig gut oder richtig schlecht lief. Meine Zukunft hatte ich damals nicht auf dem Schirm, also nahm ich das alles nicht so ernst und zockte lieber meine Videospiele. Mit mehr Arbeit hätte ich vielleicht mehr erreicht, doch es war mir wichtiger, eine gute Zeit zu haben. Ein Verhaltensmuster dass ich bis heute habe. Das erkenne ich ganz klar und habe auch nicht vor das zu ändern.

Schon damals bestand der Sinn des Lebens für mich darin, eine gute Zeit zu haben. Abschlüsse, Titel, Diplome und Positionen haben mir damals nichts bedeutet und auch das ist bis heute so. Im Job bin ich bis heute ein ganz kleines Licht in einer großen Firma und gehe mit meinem Massennamen in einer gewissen Anonymität unter. Und das ist auch gut so.

Im letzten Schuljahr hätte ich mich vielleicht auch mal mehr konzentrieren sollen, doch ich war durch die jungen Frauen abgelenkt. Da war zum Einen eine blonde Dame, die mir schon an meinem ersten Schultag an der Wirtschaftsschule aufgefallen ist. Erst im letzten Schuljahr hatte ich den Mut sie anzusprechen. Ihre Antwort war, dass sie seit drei Jahren einen festen Freund hätte. Wer weiß was passiert wäre, hätte ich sie gleich im ersten Jahr angesprochen?

Dann gab es da noch eine dunkelhaarige Schönheit, immer sehr gut gekleidet und mit guter Figur. Sie würdigte mich jedoch keines einzigen Blickes. Da mich der Vertrauenslehrer sogar mal darauf angesprochen hat, war ich wohl nicht gerade sehr subtil und ließ mir meine Begeisterung für sie deutlich anmerken.

Im Abschlussjahr wurde unsere Klasse für den Religionsunterricht zusammengeführt. So traf ich auf Sofia (Name geändert). Mehrere Jungs an der Schule waren ganz verrückt nach ihr. Ich sah sie und die kleine Stimme im Kopf hat mir sofort gesagt dass ich mir da gar nicht erst Hoffnungen machen solle. Ausnahmsweise hörte ich mal darauf. In der ersten gemeinsamen Religionsstunde nahm ich meinen üblichen Platz ein, ganz vorne am Lehrerpult. Sofia setzte sich neben mich. Da ich mir keine Hoffnungen machte, konnte ich ganz locker mit ihr ins Gespräch kommen. Es schien ihr zu gefallen, denn auch ihr Interesse an Religion war nicht sonderlich groß. Wir verstanden uns gut und sie ließ sich immer mal wieder mit mir sehen. Ich konnte es meinen Mitschülern von der Nasenspitze ablesen: "Wie kommt so ein Kerl an so eine Frau?". Selbst nach der gemeinsamen Schulzeit blieben wir befreundet und trafen uns immer wieder mal. Mehr als fünf Jahre hielt diese Freundschaft, ich widme ihr in einem späteren Kapitel etwas mehr Raum.

Mit Müh und Not beendete ich mein zehntes Schuljahr erfolgreich, kam irgendwie durch die Abschlussprüfungen und hatte die Mittlere Reife in der Tasche. Die Wirtschaftsschule hatte eine "Übungsfirma". Da wurde klar, dass sich meine berufliche Zukunft wohl in einem Büro abspielen wird. Schon während des letzten Schuljahres hatte ich die ersten Bewerbungen geschrieben, obwohl ich noch gar kein Abschlusszeugnis beilegen konnte. Mit dem Ausbildungsplatz hat es nicht geklappt und so saß ich im Herbst 1995 zum ersten Mal beim Arbeitsamt.


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