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Jahr 25

Das Jahr 2023 ist ein Jahr mit zwei silbernen Jubiläen.

Am 22.04.2023 bin ich seit 25 Jahren Single. Um 16:37 Uhr beendete Julia die fast elfmonatige Beziehung am Bahnhofsplatz in Erlangen. Als sie es aussprach konnte ich ihr nicht in die Augen schauen. Ich sah mich um und sah die Uhr am Bahnhofsgebäude. Daher hat sich die Uhrzeit so genau eingebrannt.

Es kriselte schon Monate zuvor etwas. Julia hatte bei der Arbeit einen jungen Mann kennengelernt, der scheinbar sehr stark mit ihr flirtete. Anstatt mich nun mehr um sie zu bemühen, ging ich gleich vom Schlimmsten aus und verlor mich in Selbstmitleid. Im März 1998 sprach Julia dann die Zweifel zum ersten Mal direkt aus und wollte drei Wochen Bedenkzeit. Wir würden uns nicht treffen und auch nicht kontaktieren. Ich hielt mich daran, schweren Herzens. Nach diesen drei Wochen telefonierten wir erstmals wieder. Dabei merkten wir beide schon, dass es nicht mehr wie früher war. Wir planten ein Wiedersehen.

Das Treffen lief anders als geplant. Zusammen mit ihrer Mutter war sie vor der Haustür und wollte nur ihre Sachen abholen. Dann war sie auch schon wieder verschwunden. Wir telefonierten am Abend wieder und bei diesem Gespräch wollte sie die Beziehung beenden. Ich bestand darauf, dass sie mir das schon persönlich sagen sollte und so kam es zum Treffen am 22.04.1998, eben am Bahnhofsplatz Erlangen. Sie kam sehr schnell zur Sache, beendete die Beziehung und verabschiedete sich.

Wie angewurzelt blieb ich stehen und versuchte das zu verarbeiten und dabei die Beherrschung nicht zu verlieren. Das gelang mir auch, bis ich daheim angekommen bin. Während ich das Schlussmachen auf die Minute genau im Kopf habe, hat sich das Danach komplett aus meiner Erinnerung verabschiedet.

Wir sahen uns noch einmal wieder, am 24.05.1998. Sie hatte ihren Stil und ihr Aussehen sehr stark verändert und inzwischen sogar mit dem Rauchen angefangen. Ein deutliches Zeichen, dass es die Julia, die ich so geliebt habe, nun nicht mehr gibt. Als wir uns ein paar Monate später noch einmal sahen, war sie dann aber wieder zu ihrem früheren Stil zurückgekehrt.

 

Über die Jahre hinweg habe ich immer wieder versucht, eine Partnerin zu finden. Den meisten Erfolg versprach ich mir online bei diversen Partnerbörsen wie Parship, eDarling, myFlirt und Ähnlichen. Ein Date kam allerdings nicht zustande, meistens erhielt ich nichtmal irgendwelche Nachrichten. Selbst als ich Geld investierte für Premium-Mitgliedschaften änderte sich nichts. Irgendwann habe ich auch die Abzocke dahinter erkannt. Man meldet sich an, erstellt sein Profil und wartet ab. Gleich in den ersten Tagen bekommt man eine Nachricht von einer tollen Frau. Natürlich will man sofort antworten, wofür es aber eine bezahlte Mitgliedschaft braucht. Voller Hoffnung schließt man dann das Abo ab, doch von der tollen Frau hört man nie wieder. Mit den Hoffnungen und Sehnsüchten von Menschen auf diese Art und Weise Geld zu verdienen ist schon ziemlich mies. Ich rate daher generell von allen Partnerbörsen ab. Eine Erfolgsgeschichte habe ich schließlich nicht zu berichten.

Im April 2023 läuft meine zweijährige bezahlte Mitgliedschaft bei Parship aus. Auch da hat sich rein gar nichts ergeben, nichtmal eine Nachricht habe ich bekommen. "Alle 11 Minuten..." für den Arsch. Ich war 1.051.200 Minuten bei Parship und es kam nichts dabei raus. Laut dem Werbespruch hätte ich also über 95.000 Chancen haben sollen. Nicht eine einzige hatte ich. Das geht auch nicht spurlos an mir vorüber.

 

Im wahren Leben hatte sich auch nichts ergeben. Nicht in der Tanzschule, nicht im Freundes- und Bekanntenkreis und auch nicht bei der Arbeit.
Den letzten Versuch unternahm ich 2015 und es wird wohl auch tatsächlich der letzte Versuch bleiben. Inzwischen akzeptiere ich mein Singleleben nicht nur, sondern genieße es immer mehr. Klar, es gibt Momente der Einsamkeit in denen das Herz ganz schwer wird. Damit muss ich leben, ich bin nunmal beziehungsunfähig. Durch eine psychisch bedingte Form der Impotenz müsste meine Partnerin wohl auf Sex verzichten und das will keine Frau. Zudem bin ich ein sehr ehrlicher Mensch und würde nicht etwa damit angeben wie toll ich bin, sondern einer Interessentin gleich von Beginn an erklären worauf sie sich mit mir einlässt.

Wenn es sein soll, wird es schon irgendwie geschehen. Aktuell ist die Angst vor erneuter Enttäuschung und Demütigung zu groß. Im Casino des Lebens halte ich meine Chips aktuell lieber in der Hand als sie auf irgendwas zu setzen.

Wer mich sieht, sieht mir auch sofort an dass ich aufgegeben habe. Die Klamotten, die Körpersprache und der Gesichtsausdruck sind eindeutig. Immer wieder wollen irgendwelche Leute Ratschläge geben. Sie machen dabei einen großen Fehler immer wieder. Anstatt erstmal zuzuhören, legen sie gleich mit Ratschlägen und Weisheiten oder Kalendersprüchen los. Es scheint sie völlig zu überfordern, dass es für mich halt Niemanden gibt. So manches "backhanded compliment" ist auch dabei, nach dem Motto: "Dickere als du haben doch auch Jemanden", "Es gibt Hässlichere, die haben eine Freundin" oder auch "Selbst X hat doch eine gefunden". Mir vielleicht wirklich mal zu helfen, ganz aktiv, will dann aber Niemand. Wäre ja mit Zeit und Aufwand verbunden.


Am 1.9.2023 bin ich seit 25 Jahren meinem Arbeitgeber treu. Damals meinten die Eltern noch, ich solle erstmal was Vernünftiges lernen, danach könne ich ja machen was ich wolle. Nun bin ich noch immer dort und werde es wohl auch bleiben. Aktuell arbeiten zwar irgendwelche Kräfte daran das zu ändern, doch sie stellen sich dabei nicht gerade geschickt an.

Es zieht sich wie ein roter Faden durch mein berufliches Leben, dass mir Versprechungen gemacht, diese aber nie eingehalten werden. Die unbefristete Übernahme wurde mir schon während der Ausbildung, sogar mit Zeugen, versprochen. Als es dann im März 2001 soweit war, wollte sich der Abteilungsleiter nicht mehr an sein Versprechen erinnern. Auch die Zeugin wusste plötzlich von nichts mehr. Dumm nur, dass man sowas ja auch mit Human Ressources absprechen muss und dort erinnerte man sich durchaus an eine Vereinbarung. Nachdem ich auch noch den Betriebsrat einschaltete kam es zunächst zu einer befristeten Übernahme. Man versuchte meinen Willen und meine Motivation zu brechen, scheiterte jedoch kläglich. Das Versprechen musste also umgesetzt werden und der Abteilungsleiter ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass dies gegen seinen Willen geschah. Erst nachdem er in Rente gegangen war entschuldigte er sich bei mir und auch die Zeugin von damals gestand ihr Fehlverhalten ein.

Ich blieb meiner Abteilung immer treu. Über die Jahre wechselte sie öfter ihren Namen und auch mehrere Führungskräfte gaben sich die Klinke in die Hand. Inzwischen bin ich bei Führungskraft Nr. 9, zum ersten Mal ist eine Frau an der Macht. Immer mal wieder fragte ich nach einer Gehaltserhöhung an. Die Antwort war immer gleich, nach dem Motto: "Erstmal mehr Arbeit, dann mehr Geld". An diese Spielregel habe ich mich gehalten, habe jede Sonderaufgabe immer übernommen, bin die Extra-Meile gegangen und das auch weit über den Tellerrand unserer Abteilung hinaus. Die Gehaltserhöhung, gab es aber nie.

Dennoch bin ich motiviert bei der Arbeit. Ich will mein Gehalt ja wirklich verdienen und denke immer an das große Ganze. Selbst ehrenamtlich bin ich aktiv, in der Sportgemeinschaft meines Arbeitgebers. Den Tanzkurs der Gemeinschaft halte ich nun schon seit einigen Jahren am Laufen, erst seit Kurzem bringe ich nun auch das Thema e-Sports und Gaming in die Firma. Die Kolleg*Innen, die mit mir oder gegeneinander zocken, lieben es. Die Bereiche Marketing und Human Ressources haben das Potenzial auch gleich erkannt und unterstützen nach besten Kräften.

Meine Arbeitskraft wird nicht gewürdigt, daran habe ich mich schon gewöhnt. Dieses neue Projekt hat jedoch von Anfang an viel Unterstützung bekommen und das fühlt sich richtig gut an. Meiner Idee vertraut man und hat die Zuversicht, dass ich diese auch gut umsetzen kann. Ich werde nicht enttäuschen, es ist mir eine Herzensangelegenheit.


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